Geschichte der Kapelle Negenborn

Über das Alter der Negenborner Kapelle gibt es leider keine genauen Angaben, in der Zeit der Reformation wird erstmalig von ihr berichtet. Herzog Ernst, der schon früh zur neuen lutherischen Lehre übergetreten war, trat 1521 seine Regentschaft in Celle an. 1534 war die Reformation in der Wedemark vollzogen und der erste evangelische Pastor der Brelinger Kirche, Johann van Teckelenborch, betreute auch „1 Capelle tho Negenborne“.
Ungefähr 120 Jahre später fand der Brelinger Pastor Hinrich Niemann bei seinem Amtsantritt 1649 die Kapelle in einem ruinösen Zustand vor. In und vor der Zeit des 30 jährigen Krieges muss die Kapelle nicht mehr genutzt worden sein, da bekannt ist, dass Negenborn im Kriege etliche Male überfallen und geplündert worden war. Zusammen mit den Einwohnern Negenborns machte sich Hinrich Niemann 1660 daran, die Kapelle wieder aufzubauen, so dass der Gottesdienst seit 1668 wieder darin stattfinden konnte. Aber damit hatte der eifrige Pastor nicht genug getan, er war zugleich bestrebt, Grundbesitz zu erwerben, um den Erhalt und den Betrieb für lange Zeit zu gewährleisten. Dazu wandten sich alle Negenborner Einwohner an ihren Fürsten mit der Bitte, der Kapelle Land zu überlassen. Schon am 13. Juli 1660 wurde der Kapelle 6 Stücke Land zugesagt und durch den Bissendorfer Amtsvogt Caspar von Heimburg 1664 zugewiesen. Diese Ländereien wurden fortan verpachtet, um die Kapellenkasse zu füllen. Neben diesen regelmäßigen Einkommen konnte die Kapelle auch immer wieder Schenkungen entgegennehmen. 1660 zum Beispiel verehrte der ehemalige Amtsvogt Georg Merettig der Kapelle ein Linnenlaken als Altardecke. Den Einnahmen der Kapelle standen natürlich auch Ausgaben gegenüber. Die Kapellenrenovierung von 1660 muss wohl sehr notdürftig gewesen sein, denn schon 1689 musste der Nachfolger Niemanns, Pastor Michael Müller, sie wieder neu bauen. Die Fertigstellung dieser Baumaßnahme wurde 1693 in einer Balkeninschrift festgehalten. Dieser Kapellenbau war ein reiner Fachwerkbau mit Lehmwänden, über den Pastor Martin Curtius 1734 bereits wieder etliche bauliche Mängel notierte.
1861 mussten neue Schwellbalken gelegt werden, da Nord-, West- und Südseite so stark unter dem Wetter gelitten hatten, dass sie erneuert werden mussten.
Der damalige Vorsteher der Kapelle Möller spendete 1858 eine neue 58 kg schwere Bronzeglocke. Dank der gut gefüllten Kapellenkasse wurde auch nach und nach das Inventar erneuert. 1887 gab es ein neues Harmonium und 1881 war die Anschaffung einer Turmuhr besonders notwendig. Dazu muss man erwähnen, dass die Regulierung und Bestimmung der richtigen Zeit schwierig war, da Negenborn weit von der nächsten Stadt entfernt lag und von keiner Post oder Eisenbahn berührt wurde. Die Uhren der Negenborner gingen so unterschiedlich, dass sie sehr unterschiedlich zum Besuch des Gottesdienstes kamen. Dies führte dazu, dass diejenigen, die zu früh erschienen dem Wirtshaus einen Besuch abstatteten und diejenigen, die zu spät kamen, den Gottesdienst störten. Unter diesen Umständen fand der Kapellenvorstand es wünschenswert zur Förderung des kirchlichen Lebens eine Turmuhr anzuschaffen. Am 26. Juli 1881 konnte Pastor Billerbeck die Turmuhr bestellen. Der damalige Lehrer Wanecke erklärte sich einverstanden, das Aufziehen der Uhr und die Reinigen von Staub gegen eine Vergütung von 10 M. jährlich zu übernehmen.
Neben dem Pastor war der Küster eine wichtige Person. Seit dem 18. Jahrhundert gab es einen Negenborner Kapellenküster, der zugleich Lehrer war. Seine Aufgaben wurden 1887 folgendermaßen beschrieben: das Halten von ca. 35 Lesegottesdiensten, Leitung und Begleitung des Gesanges mit Harmonium, Läuten der Betglocke, das Reinigen der Kapelle, waschen des Altarlakens, Wartung der Turmuhr, Aufsetzen der Taufzettel und Totenpersonalien, Aufbewahrung der Altargeräte sowie Öffnen und Schließen der Kapelle.
In der heutigen Zeit findet der Gottesdienst einmal im Monat statt, der vom Brelinger Pastor gehalten wird. Es gibt 3 Kapellenvorsteher in Negenborn, die auch im Brelinger Kirchenvorstand vertreten sind, einen Küster und eine Organistin, die den Gottesdienst auf dem Harmonium begleitet. Neben den Gottesdiensten finden in unregelmäßigen Abständen Veranstaltungen in der Kapelle statt. Jeweils am 2. Advent findet in und um die Kapelle herum ein Weihnachtsmarkt der Negenborner Feuerwehr statt.

Quelle: Negenborner Geschichtsbuch von G. Kreikemeier