Historischer Vertrag belegt Verkauf des Pfarrwitwenhauses im Jahr 1864

Im Archiv der Kirchengemeinde Brelingen werden seit Jahrhunderten Urkunden, Verträge, Protokolle und viele andere wichtige Unterlagen abgelegt und aufbewahrt. Das Pfarrarchiv war jetzt für den Brelinger Fleischermeister Ralf Backhaus eine wichtige Informationsquelle. Eine Urkunde belegt, dass der Ur-Ur-Großvater von Ralf Backhaus zum 1. Oktober 1864 das 1712 erbaute Pfarrwitwenhaus von der Kirchengemeinde Brelingen gekauft hat.

Nach dem Tod seines Vaters hatte Ralf Backhaus keinerlei Unterlagen gefunden, die auf den Ursprung des Hauses hinweisen, in dem er noch heute wohnt und arbeitet. Auf die Suche im Brelinger Pfarrarchiv begab sich schließlich Dr. Frank Foerster. Er ist Pastor in Langenhagen und zugleich auch Archivpfleger des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen. Gemeinsam mit Pastorin Debora Becker arbeitete er sich durch die gebündelten Aktenstapel. „Wir haben etwas interessantes gefunden“, konnte die Pastorin jetzt verkünden. In der Aktenmappe mit der Nummer 549 waren sie auf die gesuchten Unterlagen gestoßen.

Dem handgeschriebenen mehrseitigen Vertrag, der am 12. September 1864 aufgesetzt wurde, ist zu entnehmen, dass die Kirchengemeinde, vertreten durch Pastor Heinrich Louis Willigerod an den Brelinger Einwohner Friedrich Backhaus das Pfarrwitwenhaus und das dazugehörige Nebengebäude und das Grundstück verkauft hat. Außerdem wurden mehrere Grundstücke, die als Gartenland und Ackerland genutzt wurden, an Friedrich Backhaus verkauft. Die Flächen wurden damals in Ruthen gerechnet. Der Kaufpreis betrug 1050 Thaler.

Zwei Jahre zuvor, 1862, hatte die Kirchengemeinde Brelingen schon einmal einen Kaufvertrag für das Pfarrwitwenhaus geschlossen. Heinrich Schrader aus Negenborn wollte das Haus kaufen, konnte aber schließlich den Kaufpreis nicht bezahlen. So wurde der Vertrag im beiderseitigen Einvernehmen aufgehoben.

Die Kirchengemeinde hatte sich damals entschlossen, das Pfarrwitwenhaus zu verkaufen, weil das Gebäude für den eigentlichen Zweck nur selten genutzt wurde. Die Bezeichnung des Hauses beschreibt den Zweck. Das Wohnhaus wurde von den Witwen der Pfarrer bewohnt, die in Brelingen tätig und hier verstorben waren. Nach dem Tod des Pastors musste dessen Witwe aus dem Pfarrhaus ausziehen. Das Pfarrwitwenhaus stand als Anschlusswohnung zur Verfügung.

Der Brelinger Chronist Martin Müller hat in seinem Buch „Das 1000-jährige Brelingen“ geschrieben, dass ein Pfarrwitwenhaus in 300 Jahren nur dreimal von den Witwen der ortsansässigen Pastoren bewohnt wurde.

In einem Vorgängergebäude dieses Hauses wohnte von 1670 bis 1694 die Witwe des Pastors Hinrich Niemann. In das 1712 gebaute Haus zog von 1728 bis 1746 die Witwe des Pfarrers Franz Müller ein und von 1809 bis 1816 war es von der Witwe des Pastors Gottlieb Holscher bewohnt. In den Zwischenzeiten war das Haus vermietet. Dort wohnten dann pensionierte Offiziere oder adlige Damen und Handwerker. Oft stand es aber auch leer.

Für den Verkauf des Hauses an Friedrich Backhaus war damals die kirchenaufsichtliche Genehmigung durch das königliche Konsistorium in Hannover erforderlich. Von dort gab es allerdings eine Bedingung: Der Kirchenvorstand verpflichtete sich damals, ein neues Pfarrwitwenhaus zu bauen, wenn „die kompetente Oberbehörde in Zukunft solches verlangen sollte“. Bisher ist dieses Verlangen jedoch nicht an die Kirchengemeinde herangetragen worden.

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